Lion Hubrich

Technologischer Wandel - Politische Ökonomie - Soziale Ungleichheit

Aktuelle Veröffentlichungen

Artikel in doppelblind begutachteten Fachzeitschriften:

Hubrich, L. & Staab, P. (2024). Eliten der Digitalisierung. Führungswechsel in der deutschen Wirtschaft? Berliner Journal für Soziologie, 34(3), 309-337. https://doi.org/10.1007/s11609-024-00533-4 

Zusammenfassung: Die Digitalisierung der Wirtschaft sorgt für eine Dynamisierung der politischen Ökonomie. Neue und etablierte Akteur:innen konkurrieren um die Kontrolle digitalisierter Wertschöpfungsketten. Der vorliegende Beitrag ist eine erste Strukturanalyse der Eliten dieses Feldes in Deutschland. Für die Untersuchung werden Lebensläufe und Netzwerke von 254 Personen analysiert, die Schlüsselpositionen im Kontext der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft einnehmen. Es wird geprüft, inwiefern die Koordinations- und Personalstruktur des Feldes von Logiken der Transnationalisierung und Finanzialisierung geprägt ist, die für die digitale Ökonomie leitend sind. An einigen Stellen lässt sich eine Anpassung von Reproduktionsstrategien an die veränderten Spielregeln der Digitalisierung beobachten: So bei der zunehmenden Verbreitung kurzer Auslandsaufenthalte oder beim Bedeutungsgewinn finanzialisierter Managementkompetenz in der New Economy. Die Grundpfeiler der deutschen Elitenreproduktion bleiben jedoch unangetastet. Im Gegensatz zu elitesoziologischen Erwägungen, die schon im Kontext der Globalisierung einen Bedeutungsverlust nationaler Eliten erwarteten, zeigt sich: Erstens besteht in Deutschlands digitalisierter Wirtschaft ein nationales industrielles Netzwerk von Spitzenmanager:innen fort, welches über Aufsichtsräte sowie Konsultations- und Verbandsgremien integriert ist. Zweitens haben Transnationalisierung und Finanzialisierung zwar Eingang in die persönlichen Laufbahnen digitaler Eliten in Deutschland gefunden, insbesondere im industriellen Kern jedoch in eher begrenztem Ausmaß. Drittens dominieren weiterhin charakteristische Merkmale der deutschen Elitenformation – wie Hauskarrieren, das Studium an deutschsprachigen Massenuniversitäten, oder die Möglichkeit von Karrieren, die auf technischer Kompetenz beruhen. Diese Ergebnisse sprechen strukturell dafür, dass die angestammten Eliten der deutschen Wirtschaft durch eine inkrementelle Anpassung ihrer Reproduktionsstrategien ihre Positionen auch im digitalen Kapitalismus behalten.

Hubrich, L. (2023): Industriepolitik als Elitenkonflikt. Big Tech versus Industrie 4.0? Momentum Quarterly, 12(4), 211–223. https://doi.org/10.15203/momentumquarterly.vol12.no4.p211-223

Zusammenfassung: Dieser Beitrag zeigt, wie die gegenwärtige industriepolitische Wende in Deutschland vor dem Hintergrund sich entfaltender Elitenkonflikte verstanden werden kann. Derartige Konflikte entstehen durch die Dynamisierung der politischen Ökonomie im digitalen Kapitalismus, dessen proprietäre Logik in weitere Teile der Wirtschaft diffundiert. In diesem Kontext bilden sich zwischen den etablierten Unternehmen industriepolitische Allianzen, die staatlich flankiert werden. Solche Kooperationsbemühungen werden im vorliegenden Beitrag nicht als rein defensive Maßnahmen ansonsten hilfloser deutscher Industrieunternehmen verstanden, sondern auf ihre Durchdringung von Machtinteressen hinterfragt. In Projekten wie der ‚Industrie 4.0‘ werden eingespielte Muster der korporatistischen Zusammenarbeit abgerufen, um Legitimität für die industriepolitische Unterstützung zu schaffen. Dabei zeigt sich jedoch ein Spannungsverhältnis zur Orientierung der Strategien deutscher Unternehmen auf globalisierte Märkte, die bis vor wenigen Jahren noch überwiegend mit der Forderung nach neoliberaler Deregulierung einherging.

 

Buchkapitel & Buchbesprechung:

Hubrich, L. (2025). Die Beharrlichkeit der ‚old boys‘. Rezension zu „Born to Rule. The Making and Remaking of the British Elite“ von Aaron Reeves und Sam Friedman. Soziopolis – Gesellschaft beobachtenhttps://www.soziopolis.de/die-beharrlichkeit-der-old-boys.html 

Hubrich, L. (2024): Die politische Ökonomie der ‚guten Kapitalgesellschaft‘. In: Bettina-Rentsch/Marc-Philippe Weller (Hrsg.), „Die gute Kapitalgesellschaft“, Nomos, 31-52. doi.org/10.5771/9783748945512

 

Public Sociology:

Hubrich, L. (2025). The distinct path of German tech elites. LSE Researching Sociology Blog. Link

Hubrich, L. (2021). Warum sind die digitalen Monopole so stabil? Der Freitag (Blog). Link

Hubrich, L.  (2021). Amazons Strategie: Macht durch Infrastruktur. Der Freitag (Blog). Ebenso erschienen in: 2022, „Kolleg Politik und Wirtschaft – Niedersachsen – neu Einführungsphase“, C. C. Buchner. Link

 

Moderierte Konferenzbeiträge:

03/2025. Elitennetzwerke in der digitalen Ökonomie Deutschlands. Frühjahrstagung DGS-Sektion Soziologische Netzwerkforschung, Köln.

11/2024. The Elites of the German Digital Economy & The problem of vitality in unequal societies. LSE sociology annual conference, London (UK).

06/2024. ‘Disruption’ of Economic Power Structures? The Persistence of Established German Elites in Digital Capitalism. SASE annual conference, Limerick (IE).

03/2024. Sozialer Zusammenhalt von ‚oben‘? Die Struktur des Feldes digitaler Wirtschaftseliten. DGS-Sektion Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse Frühjahrstagung, Bremen.

10/2022. Industriepolitik als Elitenkonflikt. Momentum-Kongress, Hallstatt (AT).

Lion Hubrich © 2024

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.